Über das Buch:
Wir wissen wirklich nicht, wann und wo der Prophet Zoroaster geboren wurde oder wann König Vishtāspa, der erste Herrscher, der königliches Patronat gewährte, die alte Föderation Chorasmia regierte. Was auch immer an Geschichte aufgezeichnet wurde, wurde zerstört, als Alexander und seine Männer den Palast des Darius in Persepolis in Brand setzten, und später im Laufe der Zeit noch mehr. Wir sind nun auf griechische Quellen angewiesen, die Zoroaster auf 7500 v. Chr. datieren, oder auf Legenden, die ihn auf etwa 600 v. Chr. datieren. Die Sprache der Gāthās ist schwer zu interpretieren. Bis heute gibt es 26 wichtige Übersetzungen, und alle interpretieren sie unterschiedlich. Dies lässt vermuten, dass das Schreiben einer kurzen Geschichte keine leichte Aufgabe sein wird. Bücher über Religion können in zwei Kategorien eingeteilt werden. Für die akademische Gemeinschaft und für die Glaubensgemeinschaft. Dieses kleine Buch ist nicht für die akademische Gemeinschaft gedacht. Es richtet sich vielmehr an Laien, an die Glaubensgemeinschaft, und ist auf weniger als 100 Seiten lesbar und damit unter den gegebenen Umständen so verbindlich wie möglich.
Das Büchlein gibt einen kurzen Überblick über die Entstehung des zoroastrischen Glaubens und wie er während der achämenischen und sassanidischen Dynastien verändert wurde. Er ist die älteste der kontinuierlich praktizierten monotheistischen Religionen. Der Zoroastrismus ist die Religion des freien Willens schlechthin. Jeder Mensch hat auf jeder Ebene menschlichen Handelns die Wahl zwischen Wahrheit und Lüge, Rechtschaffenheit und Ungerechtigkeit.
Der Parsi ist das, was man einen gebildeten Menschen nennen würde, aber er weiß nur sehr wenig über seine eigene Religion. Die Liturgie ist in einer Sprache verfasst, die er nicht versteht. Dennoch rezitiert er sie mit Inbrunst. Er kennt die Grundprinzipien seiner Religion, nämlich: Gute Gedanken sind gut, gute Worte sind besser und gute Taten sind am besten, und er bemüht sich redlich, nach diesen Prinzipien zu leben. Es ist in ihm verankert, dass er sich um die weniger glücklichen Mitglieder seiner Gemeinschaft kümmern muss, und das tut er auch. Er beschränkt seine Spenden nicht nur auf seine zoroastrischen Mitmenschen, sondern trägt auch zum Allgemeinwohl bei. Reichtum ist in seinem Lexikon kein Schimpfwort. Er betrachtet Reichtum als materielles Gegenstück zu moralischer Vortrefflichkeit und hält Ehrlichkeit, Rechtschaffenheit und Großzügigkeit für die wichtigsten Werte.
Hoshang J. Khambatta